Sunday 6 November 2011

Ohne Business-Plan

„Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“ Dieses Gebet stand bei meiner ersten Arbeitsstelle auf meinem Pult, mein Vorgänger hatte es da hinterlassen. Damals interpretierte ich es als Rechtfertigung konservativer Politik (Nur keine Veränderungen!), später nahm ich es resignativ (Man kann eh nichts machen), noch später, sehr viel später, entdeckte ich darin das Wörtchen ‚Mut‘.

Das Leben ist schwierig. Und schwer. Und mühsam. Akzeptiert man dies, wird das Leben zu einer Herausforderung. Einer faszinierenden. So habe ich das zum ersten Mal in Scott Pecks „The road less travelled“ gelesen. Und dann wiederum Jahre gebraucht, bis ich diese Wahrheit auch an mich heranliess, sie schliesslich, immer für Momente nur, zu begrüssen begann. Und weiterhin gilt: diese Momente länger werden zu lassen. Schwierig? Mühsam? Natürlich. Sonst wär’s ja ohne Reiz.

Das Vorbild dabei: das Kind, das laufen lernt. Aufstehen, hinfallen, aufstehen, hinfallen und wieder aufstehen. Immer wieder. Und ohne zu klagen. Bis es lernt, aufrecht zu gehen.
Aber eben, der Mensch wird älter und denkt (natürlich, ich spreche von mir, von wem denn sonst?): ein wenig weniger mühsam dürfte es schon sein, auch wenn ich nicht viele, doch immer häufiger, Momente erlebe, in denen ich mit völliger Klarheit weiss, dass alles genauso ist, wie es sein muss.

„The readiness is all“, sagt Horatio.

Aus:
Hans Durrer
Ohne Business-Plan
oder:
Vom Ende des Wartens

Driesch #7
Zeitschrift für Literatur und Kultur
www.drieschverlag.org

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